Neuro-Wissenschaft: Waffenkontrolle durch Gedankenübertragung
Britische Wissenschaftler haben sich in einer großangelegten Studie mit der Nutzbarkeit von neurologischen Prozessen auseinandergesetzt. Mit den Erkenntnissen soll die Behandlung von neurologischen Störungen und psychischen Erkrankungen verbessert werden. Doch die Studienergebnisse könnten auch militärisch genutzt werden - zum Beispiel für die mentale Steuerung von Waffensystemen. Einmal mehr balanciert die Hirnforschung zwischen wissenschaftlichem Fortschritt und ethischen Fragen.
Eine neu veröffentlichte Studie der nationalen Akademie der Wissenschaften „Royal Society“ sorgt derzeit in Großbritannien für Aufregung. Der Grund: Die Erkenntnisse, die vorrangig medizinischen Zwecken dienen sollen, könnten auch von Streitkräften genutzt werden. Soldaten könnten bald Waffensysteme mit der Kraft ihrer Gedanken – und damit wesentlich schneller als bisher – steuern.
Möglich wird dies durch die Anwendung der sogenannten „Brain-Machine-Interface“-Methode (BMI), dank der eine Verbindung zwischen menschlichem Gehirn und Computern hergestellt werden kann. „Da das menschliche Gehirn Bilder, wie zum Beispiel ein Angriffsziel, viel schneller verarbeiten kann als es einem bewusst ist, könnte ein Waffensystem, das mit dem Nervensystem verbunden ist, im Vergleich zu anderen Kontrollmethoden bemerkenswerte Vorteile liefern, was Schnelligkeit und Genauigkeit betrifft“, heißt es in den Ergebnissen des Teams um Studienleiter Vince Clark.
Eine Anwendung der neuen Erkenntnisse im Militärbereich wäre nicht ungefährlich. Die „Royal Society“ selbst weist auf ihrer Homepage auf negative Nebeneffekte der Studie hin. „Neurowissenschaftler müssen sich vom Beginn ihrer Ausbildung an darüber bewusst sein, dass Wissen und Technologien, die nützlichen Zwecken dienen, auch für schädliche missbraucht werden können“, heißt es da. „Bei den Neurowissenschaften handelt es sich um ein Gebiet, das sich rasch entwickelt und das eine Reihe von Anwendungen und Technologien umfasst, die der Gesellschaft voraussichtlich erhebliche Vorteile bringen – vor allem, was die Behandlung von neurologischen Störungen und Leiden sowie psychiatrischer Erkrankungen betrifft.“